Wir haben "JA" gesagt

ich bin "noch" 29 Jahre alt und habe bereits 2 Kinder (6 +4 Jahre). Nach drei Jahren Sterilisation ist es fast wie ein kleiner Zauber, denn ich bin "mal wieder" schwanger. Noch ganz frisch, erst in der 6. Woche. Aber bis hier war es ein harter Kampf und ein Kampf steht noch aus.

Als mein Mann und ich erfahren haben, dass eine Nase mehr an unseren Tisch kommt, waren wir (ehrlich gesagt) sehr geschockt. Denn eigentlich habe ich mich sterilisieren lassen, um einer Abtreibung aus dem Weg zu gehen. Doch nun muß ich einsehen, dass ich "Kampfeier" habe. In meinem Körper läuft doch alles so wie ich es nicht will. Inzwischen freuen wir uns langsam aber sicher.

Als erstes habe ich meiner Großmutter davon erzählt. Ihre Äußerung: Wenn dir die Abtreibung in Deutschland zu teuer ist, geh doch ins Ausland. Aber sieh zu, dass du das los wirst. Oder soll ich es dir bezahlen. So kommst du nie aus deinem Dreck und deiner Sch... Noch so'n Blagen würde ich mir nicht ans Bein binden.

Dazu muß ich sagen, dass meine Familie bisher gegen alle Kinder waren, die ich bekommen habe (weil ich den falschen Mann habe (seit 12 Jahren)). Wenn ich das jetzt meinem Vater erzähle, wird er genauso reagieren wie meine Oma. Es ist so schwer, damit klar zu kommen. Sicherlich haben wir einige größere finanzielle Probleme, aber ganz ehrlich, dagegen können wir was machen. Aber den Rest unseres Lebens in die Augen meiner Kinder gucken, und dann denken: Was wäre es geworden, wie wäre es geworden? War es das ersehnte Mädchen? Irgendwann irgendjemanden die Schuld zuschieben? In Gefahr zu laufen, depressiv zu werden? Das alles nur, weil es gerade nicht passt? Wann passt ein Kind? Wann ist das eigene Leben dafür bereit?

Nein, mein Leben bestimme ich zu 95 % selbst, den Rest bestimmen meine Kinder und mein Mann. Und damit kann ich leben! Denn zu diesem Kind ja oder nein zu sagen, dazu hat mein Mann auch ein bestimmtes Recht. Und wir haben "JA" gesagt.

Denn wenn wir bereit sind, die Verantwortung zu tragen und die Konsequenzen zu ziehen, hat die Meinung der anderen für mich keinen Wert mehr, auch wenn es schwer fällt.

Solange wir (noch) vier zusammenhalten, kann uns nichts passieren. Mein Mann und ich lieben uns bedingungslos und wir hoffen, dass wir unseren Kindern diese Art der Liebe weitergeben können. Dabei soll es nicht zur Selbstaufgabe führen.

Ich hoffe, dass jede Frau die für sie ríchtige Entscheidung trifft und kann nur noch sagen, ein Lächeln von so einem Spatz entschädigt für jeden Kampf, den man geführt hat und noch führen wird.

Birthe Ostwald


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